Ob im Startup, in der Wissenschaft oder im Extremsport – Fehler sind unvermeidlich. Doch statt sie als Rückschläge zu werten, lassen sie sich als Katalysator für Innovation, Wachstum und persönliche Entwicklung begreifen. Genau diesem Gedanken widmete sich die Veranstaltung „Thriving Through Failure in Business and Beyond“, die kürzlich von eXplore! gemeinsam mit dem Institute for Entrepreneurship and Innovation an der WU Wien im Rahmen der ViennaUP organisiert wurde.
Im Zentrum stand eine vielschichtige Podiumsdiskussion, in der Gründer:innen wie Dejan Stojanovic und Viktoria Enkmann, Forscher und Lehrende wie Christian Friedl und Alexander Klamar sowie Extremsportler und Weltrekordhalter Christian Redl aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten, wie man mit Fehlern produktiv umgeht. Die zentrale Erkenntnis der Veranstaltung: Resilienz entsteht dort, wo Fehler nicht tabuisiert, sondern als Impuls für Veränderung und Innovation angenommen werden.
Christian Redl, erläuterte eingangs, dass er Scheitern nicht als Niederlage, sondern als Teil des Lernprozesses sieht: „Jede Erfahrung ist eine Lektion. Entscheidend ist, wie wir Ereignisse bewerten und unsere Perspektive darauf verändern. Ein zentraler Aspekt im Extremsport ist etwa der Umgang mit Angst. Angst ist lediglich eine gedankliche Projektion in die Zukunft. Ich habe gelernt, Angst in eine Haltung des Respekts zu überführen und Entscheidungen nicht aus Emotionen, sondern auf Basis eines klaren Risikomanagements zu treffen.“
Viktoria Enkmann, Gründerin, CEO und CSO des Tech-Unternehmens RNAnalytics, definierte Scheitern als das Nichterreichen selbst gesetzter Erwartungen oder Ziele – insbesondere in technologie- und forschungsnahen Bereichen, wo Unsicherheiten zum Alltag gehören: „Im Gegensatz zum Extremsport, wo Scheitern im schlimmsten Fall tödlich enden kann, ist es im Unternehmertum selten endgültig. Wichtig ist, das Worst-Case-Szenario realistisch einzuschätzen. Wenn man mit diesem leben kann, sollte man den Schritt wagen.“
Christian Friedl, Professor für Entrepreneurship am FH Joanneum und Leiter des Global Entrepreneurship Monitor Austria, betonte: „Fehler wirken wie ein Motor – sie bringen uns voran, auch wenn jede und jeder unterschiedlich damit umgeht. In den USA beispielsweise ist die Angst vor dem Scheitern geringer, weil man dort viel offener darüber spricht. In Österreich hingegen war Misserfolg lange ein Tabuthema.“ Friedl warnte daher insbesondere vor einer zu pessimistischen öffentlichen Debatte, wenn es um das Thema Unternehmertum geht: „Wenn immer wieder betont wird, wie schwierig alles ist, entsteht eine negative Dynamik. Das kann dazu führen, dass Menschen gar nicht erst gründen. Deshalb ist es wichtig, aktiv ein positives Bild von Unternehmertum zu vermitteln – und zu zeigen, dass sich Mut und Ausdauer lohnen.“
Dejan Stojanovic, Seriengründer und Initiator des Failure Institute sowie der F*ckup Nights Austria, beschrieb Scheitern als einen notwendigen und wertvollen Teil des Innovationsprozesses: „Fehler sind kein Zeichen von Schwäche, sondern ein notwendiger Teil des Wegs zu größerem Erfolg. Doch in unserer Schulbildung lernen wir vor allem eines: Risiken zu vermeiden. Statt den Umgang mit Fehlern zu üben, trainieren wir vor allem deren Vermeidung – und genau deshalb tun wir uns später so schwer damit.”
Alexander Klamar, Forscher, Dozent und Experte für Fehlerkultur in Organisationen, ergänzte: „In der Praxis, ob als Berufseinsteiger:in oder Gründer:in, braucht es ein radikales Umdenken: Scheitern ist nicht das Ende, sondern ein notwendiger Teil des Lernprozesses. Dieser Perspektivwechsel fällt vielen schwer.“ Gleichzeitig warnte er davor, Perfektion zur Voraussetzung für das eigene Handeln zu machen: „Wir warten oft auf die perfekte Idee oder den perfekten Zeitpunkt, um Risiken zu minimieren – und übersehen dabei, dass Exzellenz meist das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses ist.“
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion ging es in themenspezifische Break-out-Sessions, in denen die Teilnehmenden die Möglichkeit hatten, zentrale Aspekte zu vertiefen, eigene Erfahrungen einzubringen und im direkten Austausch neue Perspektiven auf den konstruktiven Umgang mit Fehlern zu gewinnen. Den Abschluss bildete eine gemeinsame Plenumsrunde, in der zentrale Erkenntnisse reflektiert und zusammengeführt wurden.
Bildtext: v.l.n.r. Dorothee Horvath, Christian Redl, Dejan Stojanovic, Christian Friedl, Alexander Klamar, Viktoria Enkmann, Benjamin Monsorno & Ashley Zvaniashvili
Bildquelle: Marcella Ruiz-Cruz
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