Die österreichischen Treibhausgas-Emissionen sinken seit 20 Jahren. Wieviel davon auf klimapolitische Maßnahmen zurückzuführen ist, haben Forscher der WU Wirtschaftsuniversität Wien untersucht. Laut ihrer Analyse ist es etwa ein Viertel.
Seit 2005 sind die österreichischen Treibhausgas-Emissionen um 26 Prozent gesunken. Doch welcher Anteil davon lässt sich auf politische Maßnahmen zurückführen? Dieser Frage sind Forscher vom WU Department für Volkswirtschaft auf den Grund gegangen.
In einem neuen Paper, das im renommierten Fachjournal Scientific Data erschienen ist, haben Talis Tebecis und Jesús Crespo Cuaresma die Entwicklung der Emissionen von allen OECD-Staaten unter die Lupe genommen und sie mit deren Bruttoinlandsprodukt und ihrer Bevölkerungsentwicklung abgeglichen. „Wenn man diese beiden Haupteinflussfaktoren herausrechnet, bleiben Schwankungen übrig, die höchstwahrscheinlich auf Klimapolitik zurückzuführen sind“, sagt Tebecis. „Diese statistischen Ausreißer lassen sich oft mit konkreten politischen Maßnahmen in Verbindung setzen. Unser Datensatz kann also als Grundlage dienen, um die Effektivität von Klima-Maßnahmen zu überprüfen.“
Für Österreich haben die Forscher insgesamt 62 dieser statistischen Ausreißer ermittelt. „Verglichen mit den anderen EU-Staaten ist das sehr wenig – in Deutschland etwa waren es 131 und in Irland sogar 261“, sagt Talis Tebecis. Von einem Höchststand von 79 Millionen Tonnen sind die österreichischen Emissionen bis heute um etwa 20 Millionen Tonnen gefallen. Die Daten der Forscher lassen darauf schließen, dass 6,1 Millionen Tonnen – also gut ein Viertel dieser Emissionsreduktion – auf politische Klimamaßnahmen zurückzuführen sind.
Größte Einsparungen in Metallindustrie
Talis Tebecis und Jesús Crespo Cuaresma haben außerdem analysiert, in welchen österreichischen Wirtschaftszweigen die Emissionen am stärksten gesunken sind. Bei der Reduktion der durchschnittlichen Emissionen erreicht die Metallindustrie den Spitzenplatz. In diesem traditionell sehr emissionsintensiven Sektor (mit etwa 12 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ist der Voestalpine-Konzern der größte einzelne Emittent in Österreich) haben nationale und europäische Regulierungen offenbar ihre Wirkung entfaltet.
Deutliche Einsparungen zeigen sich ebenfalls bei Biomasse- und Müllverbrennungsanlagen. „Das ist ein Zeichen dafür, dass die regulatorische Unterstützung für nachhaltige Biomasseproduktion und die hohen Effizienzstandards in diesem Bereich greifen“, sagt Talis Tebecis. Auch die österreichische Elektronik-Industrie konnte ihre Emissionen deutlich senken. Nur geringe Reduktionen gab es hingegen in den Bereichen Elektrizitäts- und Wärmegewinnung, Abwasseraufbereitung und Dungbewirtschaftung.
Jesús Crespo Cuaresma, Leiter des Departments für Volkswirtschaft an der WU, ist dieser Datensatz ein wichtiger Puzzlestein in der Forschung zu Klimapolitik: „Wenn es darum geht, die besten Strategien zu identifizieren, steckt der Teufel oft im Detail. Deshalb haben wir uns auf eine so detaillierte Ebene der Analyse begeben und 37 verschiedene Sektoren sowie alle wichtigen Treibhausgase – nicht nur CO2 – untersucht.“
Mit dem Datenmaterial der beiden Forscher lassen sich ähnliche Berechnungen für alle OECD-Staaten anstellen: „Wir hoffen, dass diese Daten politischen Entscheidungsträger*innen helfen, empirisch fundierte klimapolitische Entscheidungen zu treffen“, so Crespo Cuaresma.
Detaillierte Studienergebnise und weiterführende Informationen
Tebecis, T., & Crespo Cuaresma, J. (2025). A dataset of structural breaks in greenhouse gas emissions for climate policy evaluation. Scientific data, 12, Artikel 42.
Link zur Studie: https://www.nature.com/articles/s43247-024-01288-9
Visualisierte Ergebnisse: https://worldemissions.io/